Hochgefühle

Der Heilbronner Weg führt als Deutschlands höchster Steig über den Allgäuer Hauptkamm. Er ist das Highlight einer mehrtägigen Hüttentour.

Er läuft rückwärts, senkt sein Haupt, nimmt Anlauf und rammt seine Hörner gegen die des Artgenossen. Der genau das Gleiche macht, nur spiegelverkehrt. Klong! Klong! Revierkampf zweier Steinbockbullen. In Action sind nur die beiden, der Rest der Herde steht an einem grasbewachsenen Hang über der Rappenseehütte und schaut gelassen zu. Wie wir Wanderer auf der Hüttenterrasse. Zu dritt sind wir mit der Bahn nach Oberstdorf gereist, um hier eine Tour zu gehen, die als schönste und anspruchsvollste der Allgäuer Alpen gilt: Der Heilbronner Höhenweg führt entlang der deutsch-österreichischen Grenze über den Allgäuer Hauptkamm und damit über einige der höchsten Gipfel der Region. Man sehe von diesem »kühn angelegten, gesicherten Steig in der Felswildnis die herrlichsten Bilder der Natur«, meldete die Sektion Heilbronn im Jahr 1899 nach seiner Eröffnung. Daran dürfte sich bis heute wenig geändert haben, die Berge stehen schließlich noch, und noch immer handelt es sich auf über 2400 Metern um den höchstgelegenen Steig Deutschlands. Der eigentliche Heilbronner Höhenweg ist nur etwas mehr als drei Kilometer lang, mit Auf- und Abstieg sind aber auf jeden Fall zwei bis drei Tage anzusetzen. Wir haben uns sogar eine viertägige Tour zusammengestellt: Nach dem gestrigen Aufstieg von Mittelberg zur Mindelheimer Hütte sitzen wir nun auf der Terrasse von Etappenziel Nummer zwei, der Rappenseehütte. Morgen geht es über den Heilbronner Weg zur Kemptner Hütte und von dort aus zurück ins Tal nach Oberstdorf.

DEUTSCHLANDS ALPINSTER STEIG

Schmal, felsig, an abschüssigen Stellen mit Stahlseilen gesichert: Der Höhenweg erfordert »Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung«, steht in meinem Wanderführer. Er beginnt an einem Felstor namens Heilbronner Törle kurz hinter der Rappenseehütte und führt über einen stellenweise exponierten Felsweg zur Bockkarscharte bei der Mädelegabel, einem beliebten Gipfel. »Den Heilbronner Weg selbst schafft man in vier Stunden«, unterbricht Fotografin Maren meine Lektüre. Mit einer großen Apfelschorle hat sie die Terrasse der Rappenseehütte betreten und gibt uns Novizen ein paar Tipps für die morgige Tour. »Es ist da oben praktisch, wenn man Handschuhe in Reichweite hat. Die Stahlseile können echt kalt sein«, sagt sie und leert mit wenigen Schlucken das Glas zur Hälfte […]

>>  Der komplette Text erschien in outdoor 05/2018. Bilder: Maren Krings. Motorpresse Stuttgart GmbH & Co. KG.

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