Auf neuen Wegen

Jenseits des Trubels am Gardasee wartet in den Bergen ein wahres Wanderparadies. Seit letztem Jahr
führen hier drei Rundwege von Hütte zu Hütte.

»Nicht in den zweiten Gang schalten! Nicht!« Gregor, mein Reisebegleiter, gibt alles, um zu verhindern, dass ich mit seinem VW-Bus stehen bleibe. Komischerweise hupt keiner.
Dabei rollen Gregor, der Fotograf David und ich im Schneckentempo durch Riva del Garda und halten an jeder Kreuzung den kompletten Verkehr auf. Die erste Herausforderung, mit der Klapperkiste zum Gardasee zu kommen, haben wir schon mal geschafft. Herausforderung Nummer zwei: vier Tage wandern auf der Corona Media, einer mittelschweren Tour, die durch die Bergwelt bei Riva am Gardasee führt. 72 Kilometer durch das südliche Trentino mit Aussichten auf den See, die Dolomiten, die Poebene und die schneebedeckten Gipfel des Alpenhauptkammes liegen vor uns. »Alle drei Rundwanderwege sind im letzten April eröffnet worden – und einfach großartig«, schwärmt Frau Bellotti vom örtlichen Tourismusverband. »Es gibt den Corona Bassa, den Corona Media und den Corona Alta. Bei allen Touren habt ihr tolle Aussichten auf das Untere Sarcatal und den Gardasee. Der Corona Media zeigt euch schon mal einige der schönsten Ecken.« Sie holt eine Karte und deutet auf eine Linie, die von Riva del Garda in einer weiten Runde über Berg und Tal führt, im Uhrzeigersinn. Über die Orte Arco und Torbole leitet sie zurück nach Riva, »und wenn ihr Lust habt, könnt ihr spontan noch ein paar Tage dranhängen«, sagt Frau Bellotti. Sie hat uns überzeugt, auf gehtʼs zur Corona Media. Der Weg erreicht als Maximum zwar nur 1100 Meter Höhe, aber weil er mehrere Täler schneidet, kommen am Ende über 4000 Höhenmeter im Aufstieg zusammen. Riva del Garda gibt sich maximal italienisch. Orangen und Zitronen blühen. Der leicht schiefe Torre Apponale, ein 35 Meter hoher Uhrturm aus dem Jahr 1220, ragt von allen Seiten weithin sichtbar über dem Hafen auf. Hölzerne Boote klappern sanft schaukelnd aneinander. »Sieht fast aus wie am Meer«, sagt David. Der Gardasee misst stolze 52 Kilometer in der Länge, das Südufer verschwindet im Dunst. Touristen schlendern mit Eistüten in den Händen durch die Gassen. Der See wird von allen geliebt – den Ruhesuchenden, den Wanderern, Seglern, Kletterern und Windsurfern. Und natürlich auch von den Mountainbikern mit ihren Panzerwaden, die rund um den »Lago« ein Dorado an Singletrails und alten Militärstraßen finden.
Aus der trubeligen Altstadt wandern wir Richtung Norden in ruhige Hänge voller liebevoll angelegter Oliven- und Zitronenhaine. Unser Weg windet sich gemächlich in weiten Serpentinen am östlichen Bergfuß des Monte Tombio den Hang hinauf. Etwa 17 Kilometer trennen uns vom Rifugio San Pietro, unserem Tagesziel – und 1400 Höhenmeter im Aufstieg: Die erste Etappe des Corona Media steigt auch gleich am meisten an. Morgen wird es umgekehrt sein: vergleichsweise harmlose 800 Höhenmeter hinauf, aber über 1600 hinab ins Sarcatal nach Arco […].

>> Die komplette Reportage erschien im Magazin outdoor 03/2018. Bilder: David Schultheiss. Motorpresse Stuttgart GmbH & Co. KG.

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