Adelsstand der Alpen: Tourentipps im Wallis

Die höchsten Gipfel, der längste Gletscher, die meisten Sonnenstunden, die spektakulärsten Panoramawege – das alles erhebt das Wallis in den Adelsstand der Alpen. In dem Südschweizer Kanton findet sich eine Landschaft der Extreme auf engem Raum. Im mediterran geprägten Talboden grünen Weingärten und Aprikosenhaine, und nicht weit davon glitzern Berggiganten, ummantelt von teils riesigen Gletschern.
Für Bergsteiger ist das Wallis ein Inbegriff einer Viertausender-Region. Matterhorn und Monte Rosa, Aletschhorn und Grand Combin sind nur einige der berühmten Aushängeschilder, die Jahr für Jahr zahlreiche Alpinisten anziehen. Doch auch Genusswanderer finden genügend Gelegenheiten, ihre Entdeckungslust zu stillen. Alte Suonenwege, Verbindungsrouten von Alp zu Alp, sowie eine Reihe hochalpiner Wege versprechen abwechslungsreiche Wanderungen. Die Region zwischen Goms und Genfersee verwöhnt neben landschaftlichen Reizen mit einem mediterran anmutenden Klima mit wenig Niederschlag. Tiefe Täler schneiden sich nahezu parallel in diese Strauchung der Alpenkette hinein, die nirgends sonst im gesamten Alpenbogen so viele markante Gipfel und Viertausender vereint. Der Südschweizer Kanton ist zweisprachig und teilt sich bei Sierre in das deutschsprachige Oberwallis und das französische Unterwallis. Zahlreiche Touren, teils mit Blicken auf den Aletschgletscher oder das pyramidenförmige Matterhorn, verleiten zum Staunen.

SENTIERS DES BISSES: ENTLANG HISTORISCHER WASSERLEITUNGEN

Die Tour folgt alten Wasserfuhren. Im Oberwallis tragen die Kanäle den Namen »Suonen«, im französischsprachigen Raum heißen sie »Bisses«. Die Verläufe bieten zahlreiche ausgesetzte Abschnitte. Die Tour verbindet den Grand Bisse de Lens, der in der Liène-Schlucht abgezapft wird, mit dem oberhalb verlaufenden Ancien Bisse du Ro. Start- und Endpunkt der Tour ist Icogne. Wer die Wanderung um zwei Stunden verlängern möchte, läuft nach Tseuzier und Mondralèche.

Länge: 27 Kilometer
Schwierigkeit: mittel
Dauer: 5,5 Stunden
Höhenmeter bergauf: 670
Höhenmeter bergab: 670

LÖTSCHENTALER HÖHENWEG

Über dem Lötschental reihen sich urige Almen aneinander, man schaut dem Bietschorn (3.934 m) ins Gesicht und genießt das Walliser Flair mit seinen archetypischen Holzhäusern. Der Lötschentaler Höhenweg demonstriert landschaftliche und kulturelle Highlights gleichermaßen und liefert eine facettenreiche Auswahl fotogener Motive, was in die Liga »Klassiker für Genusswanderer« befördert. Ausgangspunkt der Tour ist die Fafl eralp. Ab der Tellialp geht’s an der Hangkante entlang, nach etwa sechs Stunden Gehzeit erreicht man Goppenstein im Tal.

Länge: 17 Kilometer
Schwierigkeit: mittel
Dauer: 6 Stunden
Höhenmeter bergauf: 730
Höhenmeter bergab: 1.280

FÜR AMBITIONIERTE: GSPONER UND ALMAGELLER HÖHENWEG

Eine lohnenswerte, mit achteinhalb Stunden Gehzeit recht lange Tour, führt an der Ostseite des Saastals entlang: Zunächst wandert man auf dem Gsponer Höhenweg, ein Klassiker unter den Hochgebirgswanderwegen, der in den 1990er Jahren bis zur Almageller Alp verlängert wurde. Tourstart ist in Gspon (1.893 m), den Ort erreicht man mit der Luftseilbahn vom Bahnhof Stalden. Blicke auf die gegenüberliegende Mischabelgruppe und die gletscherverhangenen Flanken der Weissmies (4.017 m) versprechen höchsten Wandergenuss bis zum Zielort nach Almagell.

Länge: 27 Kilometer
Schwierigkeit: mittel
Dauer: 8,5 Stunden
Höhenmeter bergauf: 1.050
Höhenmeter bergab: 1.230

FAKTEN ZUR REGION

Naturparks

Zwei Gebiete im Wallis tragen die offizielle Bezeichnung Naturpark. Der Naturpark »Pfyn-Finges« erstreckt sich über 12 Gemeinden, liegt auf etwa 500 bis 4.100 Metern Höhe und umfasst eine Fläche von ca. 23.800 Hektar. Der »Landschaftspark Binntal« gilt als Eldorado für Mineralienliebhaber: Fast 200 verschiedene Sorten wurden dort bereits gefunden.

Berghütten

45 Gipfel mit Höhen über 4.000 Meter befi nden sich im Wallis, darunter das Matterhorn (4.478 m), einer der höchsten Berge der Alpen und das Wahrzeichen der Schweiz. Außerdem gibt’s im Wallis über 50 Berghütten: Durch die lange Tradition der Gastfreundschaft in den Bergen wurden aus den einstigen Zufl uchtsorten zum Teil moderne Hütten. Von 1.475 bis auf 3.507 Höhenmeter: Das Wallis bietet urige, teils futuristisch anmutende Unterkünfte des Schweizer Alpen Clubs (SAC).

Weinbau

Vor der Kulisse der Walliser Viertausender herrscht ein mediterran anmutendes, trockenes Klima mit jährlich über 2.100 Sonnenstunden. »Schuld« daran tragen die mächtigen Bergketten, an denen sich die feuchte Luft abregnet, während im Rhone- Tal die Sonne scheint. Ein sonniges Frühjahr, ein langer Herbst, ein uraltes System von Bewässerungskanälen und kalkhaltige Böden in Südausrichtung machen die Region zum interessanten Weinbaugebiet.

>> Veröffentlicht im Magazin Wandern & Reisen, Ausgabe 01/2020, Verlag: MSV Medien Baden-Baden GmbH

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