Timbuktu der Träume: Marrakesch

„Es ist würzig in den Suks in Marrakesch, es ist kühl und farbig. Der Geruch, der immer angenehm ist, ändert sich allmählich, je nach der Natur der Waren.“ – Elias Canetti: Die Suks

Madita, eine Freundin aus der Unizeit, und ich ergattern einen Vorzugsplatz an der Geländerbrüstung eines Cafés am Djeemaa El Fna. Er füllt sich zunehmend, während die Sonne in Marrakesch langsam untergeht und die Menschenmenge in ein goldenes Gewand hüllt. Gestern sind wir nach unserer Ankunft in der Stadt über diesen Platz spaziert. Wir wohnen ganz in der Nähe in einem kleinen Gasthaus in der Medina. Zwischen den Ständen strolchten Katzen umher, an unseren Sohlen klebte der Saft aus reifen Orangen. Verkäufer kippten Eimer mit Wasser auf den Betoboden vor ihren Ständen, nachdem sie ihn gekehrt haben.

Es ist noch früh am Abend, der Platz füllt sich langsam mit Leben. Auf wackligen Hockern sitzen alte Männer vor ihrer Auslage mit Kräutermischungen, die sowohl Erkältungen, als auch Liebesleiden und Eifersucht lindern sollen.

Marrakesch_Gewuerze

Schlangenbeschwörer lassen eines ihrer Tiere auf die Schultern eines wenig entzückten Touristen fallen und strecken danach die Hand aus, um ein paar Dirham zu ergattern. Junge Kerle mit Affen an der Leine hoffen auf das Gleiche. Geschichtenerzähler geben Wundersames zum Besten, umgeben von einem Kreis neugieriger Kinder, alten Frauen und einer Schar Touristen. Feuerschlucker, Mopedfahrer, Bettler und Verkäufer jeden Alters, Handkarren, Lasttiere zwängen sich durch die bunten Stände, auf einigen sich Orangen häufen. In den umliegenden Cafés sitzen Neugierige und lassen bei einem Glas Pfefferminztee mit viel Zucker die Zeit in Marrakesch vergehen.

Wir bestellen eine vegetarische Tajine, ein Tongefäß, aus dem der Dampf des darin gegarten Gemüses emporsteigt.

Marrakesch Madita

Erst später erfahren wir, dass das beste Essen nicht oben auf den Terrassen, sondern unten im Getummel lockt. Der Platz füllt sich immer mehr, zu der riesigen Bühne kommen Dutzende von fahrbaren Restaurants, in deren Töpfen die beliebten, mit Koriander gewürzten scharfen Suppen aus Tomaten, Fleisch und Gemüse brodeln, wo Kefta (Fleischspieße) und kleine Merguez auf den heißen Platten brutzeln.

In den Auslagen sieht man Hühnchen, Couscous, schwarze und grüne Oliven, gekochte Kalbsköpfe. An den Ständen flackern Öllampen. Was bei Tageslicht eine knallbunte Angelegenheit war, taucht nun in ein Meer der sanft schimmernden Lichter. Ganze Familien, aber auch einzelne Menschen, setzen sich auf die Bänke vor den Ständen, essen mit geneigtem Haupt und erfüllen damit das älteste Ritual der Menschheit. Es riecht nach Gewürzen, nach Fett. Und alles scheint uns davon zu erzählen, dass sich das Leben Marrakeschs auf dem Djeemaa El Fna abspielt.

Marrakesch ist noch immer die Kapitale des Südens, das Zentrum des Handels mit seinen Oasen, und zeigt, dass es trotz Luxushotels und Charterflügen, aus denen Tausende von Touristen aus aller Welt quellen, noch nicht seine ursprüngliche Funktion verloren hat.

Man könnte so viel schreiben, über diese Stadt, wo sich Menschen, Lasttiere und Waren auf engstem Raum drängen und das Leben plötzlich zu einer Illustration des Mittelalters gerät. Händler bieten Berberteppiche mit lebhaften grafischen Mustern an. Und noch heute sieht man die Berber vor Rahab El Kadima diskutieren, nah dem Gewürzmarkt, der früher der Getreidemarkt war. Jene aus dem Süden des Atlas, aus den paradiesischen Tälern innerhalb der trostlosen Wüste, aus Tineghir oder Ouarzazate, verkaufen getrocknete Aprikosen, Datteln oder Nüsse. In einigen Ecken klebt der Geruch von Tierexkrementen, von gegerbtem Leder, frisch gesägtem Zedernholz oder Diesel aus Generatoren, der sich mit dem der Orangen mischt. Hier ist es, das Timbuktu der Träume, von dem so häufig die Rede ist.

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2 Discussions on
“Timbuktu der Träume: Marrakesch”
  • we were there, it is very noisy very dirty and a lot of not ownest people . Owner of ouer riad wanted 20 Euro for the police,. When I asked the police if it is treue, they set no it is to much …. Try to avoid riads … go to normal hotel.

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